Der Rektor der Universität Sofia gewinnt den Preis für den besten bulgarischen Roman des Jahres
Das Buch Varoes Amazone von Prof. Boyan Biolchev ist der dritte Gewinner im von der Vick-Stiftung initiierten Wettbewerb.
Aus den insgesamt 68 eingereichten Büchern waren sechs Titel für den mit 10.000 bulgarischen Lewa dotierten Preis nominiert worden:
Die verlorenen Esel von Valeri Stefanov, Autopsie einer Liebesaffäre von Victor Paskov, Welten von Vladimir Zarev, Danny von Ivan Golev und Alternus-Konsortium von Lea Cohen.
Die Jury, die die Aufgabe hatte, den Gewinner zu ermitteln, bestand aus Petar Anastasov, Dimitar Tomov, Irina Vagalinska, Georgi Koritarov und den Lesern als fünftem Jurymitglied, die ihre Stimme über einen Zeitraum von mehreren Monaten abgeben konnten.
„Wenn man das Buch liest, merkt man sofort, dass es Biolchev Spaß gemacht hat, das Buch zu schreiben, und das ist es,was einem Roman die Würze gibt. Zunächst scheint es, dass der Autor die Geschichte des Zusammentreffens von Bulgaren, Slawen und Byzantiner erzählt, doch dann stellt sich heraus, dass es in Wirklichkeit um das Zusammentreffen von drei Getränken – Kumi, Ale und Wein – geht.” So kommentiert Amelia Licheva das Buch in der Zeitschrift Kultura. „Das ist der erste und einzige Literaturpreis, den ich in Bulgarien bekommen habe”, sagte der Autor in einem Interview im Bulgarischen Nationalradio.
Die Handlung hat einen historischen Hintergrund und spielt im 8. Jahrhundert, „als die drei Bestandteile, die das heutige bulgarische Volk ausmachen, zusammenkamen: die Protobulgaren, die Slawen und die Thraker.“ Doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine witzige in der Vergangenheit angesiedelte Phantasterei vor dem Hintergrund der angesammelten Mythen und, genauer gesagt, „des angestrengten Bemühens, Grandeur dort zu sehen, wo keine ist, während gleichzeitig die Größe unserer kleinen Momente und der ganz normalen menschlichen Qualitäten gering geschätzt wird,“ erläutert Prof. Biolchevs. Er ist davon überzeugt, dass „man, wenn man nicht über seine Vergangenheit lachen kann, kein gesundes Verhältnis zur Gegenwart haben kann und die Zukunft so langweilig wie ein Lehrplan sein muss.“ Der Roman Varoes Amazone war ursprünglich als Filmdrehbuch konzipiert, fand aber vor der zuständigen Kommission keine Gnade, weil „unsere Zuschauer für so viel nationale Ironie noch nicht bereit sind.“
Boyan Biolchev
Amazonkata na Varoe (Varoes Amazone)
Verlag Trud

Häufig wird die Biographie des Autors auf die Buchrückseite gesetzt. In diesem Fall werde ich nicht so egoistisch sein, sondern fairerweise meinen Platz der Biographie des Buches selbst überlassen. Das Buch zu schreiben hat mich drei Jahre gekostet und so hatte ich genügend Zeit, es wirklich gut kennen zu lernen. Deshalb habe ich beschlossen, dass es diesen Platz mehr verdient als ich. Vor zwanzig Jahren habe ich ein Drehbuch über das Absurde unserer Geschichte geschrieben, das seinerzeit vom Cinematographischen Kunstausschuss ohne Wenn und Aber verworfen wurde. Ein führendes Ausschussmitglied sagte mir damals auf dem Flur: „Was Sie hier geschrieben haben, ist zu spöttisch. Unsere Zuschauer können mit nationaler Ironie noch nichts anfangen!“ Diese Person, der ich alles Gute wünsche, lebt noch. Ich habe den Mann vor kurzem getroffen – er kann offensichtlich immer noch nichts mit nationaler Ironie anfangen. Und die Zuschauer? Nun, die Zuschauer wie auch die Leser sind ... eigentlich sind es ja die gleichen Leute .... sind klüger als die, die sie an Klischees fesseln wollen. Und da die Zeit wie im Flug vergangen ist, und ich Angst hatte, von dieser Welt gehen zu müssen, ohne dass sie etwas mit nationaler Ironie anfangen kann, habe ich mich hingesetzt und wieder etwas Ähnliches geschrieben. Es ist ein Roman geworden, der ein Auszug aus dem unveröffentlichten Drehbuch ist. Die Charaktere sind wieder zum Leben erwacht. Ich weiß nicht, ob sie glücklich darüber sind, in meinem Buch zu erscheinen. Aber in den letzten drei Jahren habe ich durch sie das größte Glück erfahren, von dem ein Autor nur träumen kann.
Boyan Biolchev